100 Jahre Manufaktur OSTWALD: Ein Blick auf unsere Geschichte

Wir freuen uns, den Auftakt in unser 100-jähriges Jubiläumsjahr mit Ihnen gemeinsam zu begehen! Begonnen als kleine Schäfte- und Schuhfabrik im Jahre 1922, wuchs aus einer Vision die heutige Taschenmanufaktur OSTWALD. Eine Familientradition, die sich Expertise und Leidenschaft rund um elegante Lederverarbeitung zu Eigen machte und heute in dritter Generation von Bernd Michael Ostwald weitergeführt wird. Begleiten Sie uns heute auf einer persönlichen Zeitreise - einer Familiengeschichte durch das vergangene Jahrhundert – voller Erfolge, Rückschläge, Schicksalsschläge und Hindernisse.

Geburtsstunde in Rehau

Anfang des 20.  Jahrhunderts etabliert sich Rehau zum klassischen Standort für Gerbereien und damit  auch prädestiniert für weiterverarbeitende Betriebe von Leder.  Ein entscheidender Faktor, den auch Bernhard Ostwald für die Inbetriebnahme der „Oberfränkische Schäfte- und Schuhfabrik“ nutzt. Neben dem rahmengenähten Lederschuh sind Arbeitsschuhe ebenso im Programm wie Schäfte und Halbfabrikate für andere Hersteller. Bernhard Ostwald denkt bereits darüber nach, Schuhe und Taschen kombiniert anzubieten. Der weiterführende Handel ist jedoch noch so stark spezialisiert, dass sein Experiment nur dem Kunden vor Ort in einem fabrikeigenem Laden angeboten wird. ​

Übergabe an Sohn Josef

Die Zeit des 2. Weltkriegs ist auch für Bernhard Ostwald eine schwer zu meisternde Periode, unternehmerisch als auch privat. Der zur Nachfolge bestimmte jüngere Sohn fällt im Krieg. Der älteste Sohn, Josef Ostwald, übernimmt 1946 daher ungeplant den Platz an der Seite seines Vaters. Im Frühjahr beginnt Anny-Martha ihre Lehre und entwickelte sich im Betrieb rasch zu einer  klugen Stütze. Auch privat entwickelt der junge Josef Ostwald Interesse an Ihrer Person. Einige Jahre später heiratet das Paar und es folgen die Kinder Angelika, Elisabeth und Bernd.  

Die strategische Neuausrichtung

Josef Ostwald, ein kluger und moderner Geschäftsmann, entflieht den Zwängen der Kleinstadt und eröffnet in Nürnberg eine Depandance.  Der umständliche Name der Schuh- und Lederwarenfabrik wird kurzerhand durch OWA ersetzt, eine Abkürzung des Familiennamens. Das erste Geschäft mit Schuhen und Lederwaren eröffnet in Nürnberg und wird zum großen Erfolg. Das Sortiment wird bald erweitert und  auch Produkte anderer Hersteller werden angeboten. Der Handel entwickelt sich deutlich besser als die Fabrikation. In diesem Zuge werden Schuhproduktion und der Standort Rehau geschlossen. Der Handel expandiert, denn alsbald gibt es einen neuen Trend, den das Ehepaar als Nische erkennt: Die Stunde der Tracht war geboren!

Eine lange Zeit war das Handelskonzept und die Mischung aus Werkstatt, Lohnfertigung und einem breiten Produktsortiment erfolgreich, bis in den späten 1980er Jahren das bestehende Konzepte an Kraft und Profitabilität verliert. Das Ehepaar entscheidet, sich zurückzuziehen und plant die Schließung des Betriebs bis Ende 1992.

Bernd Michael Ostwald

Damit bahnt sich der nächste Generationenwechsel an: Der erst 23-jährige Sohn, Bernd Michael Ostwald, will, zum Unmut seines Vaters, den Betrieb übernehmen. Dieser glaubt nicht mehr an die Tragfähigkeit und Zukunft der Firma. Am Ende setzt sich der Sohn jedoch durch und Bernd Michael Ostwald  bekommt seine Chance, die Firma zu übernehmen. Der eigene Einzelhandel wird geschlossen.  Die Produktentwicklung und das Design stehen nunmehr wieder im Focus.

Ab 2003 nimmt die neue Manufaktur in Belgrad ihre Arbeit auf und baut ein vitales Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf. Der Erhalt des traditionellen Handwerks in Europa und die vollständig unabhängige Beherrschung aller Fertigungsschritte sind strategische Ziele.

Die Marke OSTWALD wird geboren und behutsam vorangetrieben. Neben der modischen „Finest Couture“ und der ikonografischen „Art Couture“, bleibt die auf  Tracht und Retrolook ausgerichtete „Tradition“ eine eigene Kollektion.  Für alle drei Linien werden Taschen und Kleinlederwaren entworfen und vollständig in der eigenen Manufaktur angefertigt.

Es folgen erfolgreiche Jahre und die Taschenkreationen werden auf global etablierten Modemessen in Paris, Mailand und Shanghai präsentiert und vertrieben. Das Konzept - außergewöhnliches Design in traditioneller Verarbeitung - findet Zuspruch und wird  neben zahlreichen Ehrungen auch mit renommierten Designpreisen ausgezeichnet. Dieser Erfolg  bleibt in der Branche nicht unbemerkt und so etabliert sich ein neues Standbein. Fortan entwickelt das Team auch Kollektionen- und Produktbilder für andere Marken. 

bernd ostwald receives an international award for his fashion creations

Doch auch Bernd Michael Ostwald bleiben Rückschläge nicht erspart.  Die weltumspannende Finanzkrise des Jahres 2008 und das schnelle Wachstum des Onlinehandels führen innerhalb weniger Jahre zum Wegbrechen vieler traditioneller Kunden aus dem Einzelhandel. Auch die aktuell anhaltende Coronakrise hinterließ zwangsläufig Spuren. Doch die Expertise und Verarbeitung von Leder werden wieder zunehmend gefragt.  Wertschätzende Kunden, die den  Wunsch nach besonderen und generationsübergreifenden Lederkreationen hegen, lassen Bernd Michael Ostwald hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. 

Die Essenz bleibt

Seit nunmehr 100 Jahren widmet sich die Familie Ostwald der traditionellen Lederverarbeitung.  Wahrer Luxus entsteht durch kompromisslosen Anspruch an Qualität mit den Mitteln traditionellen Kunsthandwerks und unter Einsatz des komplexesten Werkzeugs der Welt - der menschlichen Hand.  Fast zu 100 Prozent wird unsere Arbeit noch immer per Hand absolviert und Stück für Stück in Einzelanfertigung hergestellt, so wie bereits vor 100 Jahren.

 


Tasche für Tasche ein Unikat, von Anfang bis Ende.